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Perle des Klassizismus – die Theaterstadt Meiningen ist etwas ganz Besonderes
Entdeckungslust kommt auf. Doch ganz so weit soll Anfahrt für 5 Tage nicht sein. Also mal wieder nach #Thüringen – diesmal nach #Meiningen im Landkreis #Schmalkalden Meiningen. Die Kreisstadt im fränkisch geprägten Süden Thüringens hat etwa 25.000 Bewohner, liegt im Tal der #Werra und ist – man sieht es gleich – eine Perle des #Klassizismus.
Meiningen war ab 1680 Hauptstadt und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen Meiningen. Und die Herzöge ließen besonders im 19. Jahrhundert großzügig bauen. Prächtige Straßen, ein die Stadt durchfließender Kanal, großzügige Villen! Wie so oft in Thüringen: alles noch da! »Thüringen ist mit Villen des Biedermeier, des Historismus vorzüglich italienischer Couleur, des #Jugendstil und der zwanziger Jahre noch ziemlich gesegnet«, schreibt Günter Metken in seinem Buch »Reisen durch Europa« – und diesem Reiz folgen wir immer wieder gerne. Hier wurde, als Folge der DDR Zeit, viel weniger »durch hektisches Wachstum unkenntlich gemacht«.
Wir kommen in einer wunderschönen Ferienwohnung im Palais am Prinzenberg unter, das von Uwe Klein und Daniel Schmidt mit viel Liebe betrieben wird. Die 1892 vollendete, 2004 umfangreich renovierte Villa im englischen Neo Tudorstil oberhalb der Werra mit herrlichem Blick auf die Stadt ist der ehemalige Witwensitz von Helene Freifrau von Heldburg, der dritten Gemahlin des »Theaterherzogs« Georg II.
Man fühlt sich sofort wohl in diesem sympathischen wie eleganten und offenherzigen Haus, für dessen Restaurierung Uwe Klein im Jahr 2011 mit dem Thüringer Denkmalschutzpreis geehrt wurde. Kleins Engagement in Meiningen geht allerdings noch viel weiter: Er hat eine ganze Reihe von Gebäuden saniert, betreibt mehrere Hotels in historischen Gebäuden und gründete die »Stiftung Meininger Baudenkmäler«.
International bekannt wurde Meiningen vor allem auch durch sein Theater, durch die Theaterreform unter Herzog Georg II. und die Blütezeit der Meininger Hofkapelle unter der Führung bekannter Dirigenten wie Hans von Bülow und Max Reger. Die gotische und neogotische Stadtkirche »Unserer lieben Frauen«, das höchste Denkmal der Stadt, ist der Mittelpunkt der Altstadt. Hier komponierte Reger, Meister der Meininger #Hofkapelle, an der #Orgel.
Schöne Parks im englischen Stil erinnern an die Zeit, als Meiningen zu einem der wichtigsten kulturellen Zentren Deutschlands aufsteigen konnte, als kleine Schwester Weimars. Die Menschen nutzen sie noch heute, liegen in der Sonne, spielen #Federball oder machen #Yoga. Ein berühmter Gast der Stadt war Johannes #Brahms, der mit dem hiesigen Orchester zusammenarbeitete. Die Literaten Jean #Paul und Ludwig #Bechstein lebten in Meiningen, auch Friedrich #Schiller war eine Zeit lang hier, im nahen Dorf #Bauerbach.
Einen Besuch lohnt außer dem traditionsreichen, in seiner jetzigen Form im Jahr 1909 eröffnete Meininger Staatstheater auch das Theatermuseum »Zauberwelt der Kulisse«, wo die berühmten historischen, illusionistischen Bühnenbilder aus der Coburger Werkstatt der Gebrüder Brückner präsentiert werden. Zu sehen sind auch eigenhändige Bühnenbild und Kostümentwürfe des »Theaterherzogs«, der sich von den Historienmalern Wilhelm von Lindenschmitt der Ältere, Wilhelm Kaulbach und Peter von Cornelius beeinflussen ließ. Das Museumsgebäude diente einst als herzogliche Reithalle.
Weiterhin Teil der »Meininger Museen« ist das barocke Schloss Elisabethenburg. Eine Dreiflügelanlage, die seit 1682 entstanden ist und bis 1918 die Residenz der Herzöge von Sachsen Meiningen war. Das Schloss ist das städtebauliche Wahrzeichen der Stadt mit seinen verschiedenen Sammlungen zu Kunst, Musik und Theater, dem hier untergebrachten Rathaus und der Schlosskirche mit dem »Konzertsaal Johannes Brahms«. In jedem Fall ist eine Einkehr im Turmcafé zu empfehlen – Aufstieg über das barocke Treppenaus. Dort warten Kaffee, Kuchen und Torten in einem barocken Saal! Wir entscheiden uns für einen Rhabarberkuchen und eine Rahm Mohn Torte. Ganz herrlich! Das Café ist auch für Nicht Museumsbesucher zugänglich. Ein fürstliches Kaffeekränzchen also! Es ist allerdings viel los – besser reservieren, sonst muss man an den gleichwohl fürstlichen Katzentisch!
Hier im #Barockschloss wurde royale Geschichte geschrieben. Denn Adelheid Louise Theresa Caroline Amelia von Sachsen Meiningen, geboren 1792 in Meiningen als Tochter des Herzogs Georg I. von Sachsen Meiningen und dessen Gemahlin Prinzessin Louise Eleonore zu Hohenlohe Langenburg, war ab 1830 Königin von #Großbritannien und #Irland sowie Königin von #Hannover. Immer wieder finden hier auch Sonderausstellungen Bildender #Kunst statt, wie derzeit etwa eine Schau mit abstrakten Arbeiten des Theaterregisseurs und Künstlers Achim Freyer, der 1977 und 1987 auch bei der documenta in Kassel zu sehen war. Die Ausstellung präsentiert Arbeiten aus den 2020er Jahren. Vom 22. Mai bis zum 21. September folgt dann eine Ausstellung mit Werken von Horst Janssen.
Meiningen war schon im 19. Jahrhundert eine Theaterstadt und ist es bis heute. Das Meininger Theater wurde 1831 gegründet: Die Aufführungen der »Meininger«, ihre Gastspielreisen – innerhalb von 16 Jahren gab es etwa 2.900 Aufführungen – erregten Ende des 19. Jahrhunderts europaweites Aufsehen – aufgrund ihrer neuen Art zu inszenieren. Im Fokus standen absolute Werktreue, Priorität der Ensembleleistung und das Streben nach einem Gesamtkunstwerk.
Beeinflusst von der naturalistischen Theaterarbeit der »Meininger« waren unter anderem die Royal #Shakespeare Company, der russische Theatermacher Konstantin #Stanislawski, Sergeij #Eisenstein und Lee #Strasberg, in dessen »Actors Studio« Al Pacino, Robert de Niro, Marlon Brando oder Dustin Hoffman ihre Karrieren begannen. Würde es Hollywood ohne Meiningen geben?
Natürlich nicht! Ohne Meiningen kein Hollywood! Sagen die Meininger. Und es stimmt ja auch: Das moderne Regietheater, das hat hier, in Meiningen seinen Ursprung. Stanislawski hatte in Moskau Gastspiele der Meininger erlebt, im Jahr 1885 und 1890. Und im Jahr 1923 war es der junge Lee Strasberg, der in New York ein Gastspiel des Moskauer Künstlertheaters unter Stanislawski sah. Und so wurde die Tradition des wirklichkeitsnahen Spiels weitergeführt.
Die Planungen zum Jubiläum des 200. Geburtstags von Georg II. im kommenden Jahr laufen schon auf Hochtouren. Man wird den Theaterherzog im großen Stil feiern, diesen Förderer von Kunst und Kultur, der Theaterleiter, Regisseur, Bühnenbildner und auch ein wichtiger politischer Reformator in seinem Herzogtum war.
Das Staatstheater unter der Leitung des Intendanten Jens Neundorff von Enzberg ist in der kleinen Stadt von zentraler Bedeutung. Es ist, tatsächlich, das Herz der Stadt. Und es hat Erfolg! Die Zahlen und die Auslastung stimmen – das Publikum kommt aus Bayern, aus dem Hessischen, aus ganz Deutschland, denn hier wird auf ganz hohem Niveau gespielt. Und man hofft, dass die finanzielle Unterstützung aus der Landeshauptstadt Erfurt weiter solide bleibt.
Meiningen hat eine große kulturelle Geschichte. Bei der Wahrung des Erbes helfen etwa die »Kulturstiftung Meiningen Eisenach«, die »Meininger Theaterstiftung« und die »Stiftung Meininger Baudenkmäler«. Doch wie sieht die Gegenwart aus? Darüber lässt es sich in der so gediegenen wie gemütlichen historischen Gaststube des »Goldenen Zwinger« in der Zwingergasse nachdenken, wo schon Hofkapellmeister Max Reger seine Klöße genoss, die herrlichen Klöße, »Mäninger Hüt’s« genannt. Warum? Das lassen Sie sich am besten von einem Meininger erzählen! Wir essen sie mit einem Gänsebraten. Thüringer Klassiker.
Die zeitgenössische Kunst, am nächsten Morgen können wir sie beäugen: Wir besuchen die »Städtische Galerie ada« in der Bernhardstraße. Hier hat die Gegenwartskunst ihren Ort gefunden. Derzeit ist die Schau »Irony« zu sehen. In Kooperation mit der Burg Giebichenstein Halle werden Arbeiten von Studierenden der Klassen von Prof. Tobias Hantmann und Prof. Paul McDevitt gezeigt. Eine Wettbewerbsschau mit nur einer einzigen Vorgabe: die Verwendung eines Bügelbretts als Gestaltungselement.
Etwas Besonderes, ganz Gegenwärtiges, ist auch das 2022 eröffnete Kombinat Meiningen. Ein Ort der Kreativität, Innovation und Zusammenarbeit in der historischen Villa Beck. Hier kann man sich Arbeitsplätze mieten oder große Events auf die Beine stellen. Es gibt Raum für kreative Projekte – immer wieder finden auch Kulturveranstaltungen statt: Es laufen Filme. Es gibt Konzerte und Workshops. Die Macher des Ganzen sind Franky Siegler und Christian Wetzel, die wir gleich am zweiten Abend im Palais am Prinzenberg kennenlernen – in diesem so gastlichen wie offenen Refugium.
Auch diese beiden sind Meininger Macher. Sie waren vorher lange in anderen Städten und in der Welt unterwegs – und wollen jetzt ihre Heimat nach vorne bringen. Wir lernen sie und ihre Freunde in Meiningen bei einem Grillabend im Hof des Kombinats besser kennen: In dieser kleinen Kultur Stadt herrschte eine Atmosphäre der Gastfreundschaft, der Kreativität, des Miteinanders. Eine ganz besondere Aura.
Am nächsten Tag dann hinaus ins Grüne: Rund um Meiningen finden wir ein vielfältiges Rad und Wanderwege Netz. Denn Meiningen liegt am Ostrand des Biosphärenreservates #Rhön, ganz in der Nähe der hessischen und bayerischen Grenze – und auch der Thüringer Wald ist nah. Bis in die Landeshauptstadt #Erfurt ist es nicht weit, ins hessische Fulda auch nicht – aber auch die Unterfrankenmetropole Würzburg ist kaum 1 Autostunde entfernt.
Noch viel näher: Westlich der Altstadt erhebt sich der über 400 Meter hohe Herrenberg mit seinem Landschaftspark, der als Ganzes ein Kulturdenkmal ist. Natürlich war es Herzog Georg II., der ihn ausgestaltete. Vom aussichtsreichen Diezhäuschen auf einem Felsvorsprung führen Promenadenwege – auch der Wanderweg »Der Meininger« – durch wunderbare, südeuropäisch anmutende Kiefernwälder – etwa zum Henriettenplatz und von dort wieder hinab ins Villenviertel rund um die Goetz Höhle. Der Komponist Johannes Brahms war hier seit 1881 oft unterwegs. Und wer noch höher hinauswill: Nur 11 Kilometer westlich von Meiningen erhebt sich der Gebaberg, auch »die Geba« genannt – mit 750 Metern die höchste Erhebung der Vorderen Rhön.
Zudem gibt es noch den Milseburgweg Fulda–Meiningen sowie den Keltenerlebnisweg – und auch #Kanu Wasserwanderer können auf der Werra ihren Spaß haben. Ein kleiner 4 Sterne Caravanplatz und #Campingplatz bietet 30 Stellplätze.
Die Stadt ist an verschiedene Radfernwege angeschlossen, den Werratalradweg, den Main Werra Radweg und den Radweg Meiningen Haßfurt. Wir radeln an der Werra über Wasungen nach Schmalkalden, eine echte Fachwerkperle mit schönen Plätzen und Grünanlagen. Eine weitere, sehr empfehlenswerte Radtour führt uns über den Ortsteil Sülzfeld zu Schloss und Gut Amalienruh, dem ehemaligen Sommersitz der Herzogin Elisabeth Sophie von Sachsen Meiningen – ein kleiner Schlossbau aus dem frühen 18. Jahrhundert. Ein ganz aus der Zeit gefallener, noch heute landwirtschaftlich genutzter Ort in einer anmutigen Hügellandschaft, der von einer Stiftung getragen wird und nach und nach behutsam renoviert werden soll. Auch Feriengäste sind hier in der #Villa des früheren Obergärtners willkommen. Ein gutes Stück muss man das Rad schieben, denn der schmale Weg zwischen den Weiden steht nur Wanderern offen. Der Rückweg führt durch das idyllische Pfaffental und über Untermaßfeld wieder nach Meiningen.
Ein anderer kleiner Ausflug lockt uns in das Fachwerkdorf Rohr, wo mit Sankt Michael die älteste #Kirche Thüringens auf uns wartet. Die in den Ursprüngen noch karolingische Kirche war ehemals Klosterkirche eines Benediktinerklosters und ist mit einem Mauerring umgeben. Die Kirchenburg mit ihrer #Krypta ist ein stiller Ort – nur 10 Autominuten von Meiningen entfernt.
Doch man muss in Meiningen gar nicht weit hinaus. Mitten im Stadtzentrum liegt der Englische Garten, der seit 1782 nördlich der Altstadt angelegt wurde. Und zwischen dem Schloss Elisabethenburg und der Werra liegt der Schlosspark. Auch er ist alt. Schon Ende des 17. Jahrhunderts wurde hier ein Park geschaffen, der im 18. Jahrhundert zu einem Landschaftspark vergrößert wurde. Die Werra durchfließt ihn und wird durch gusseiserne Brücken überspannt – auf ganz pittoreske Weise.
Zum Abschluss serviert uns unser Gastgeber Uwe Klein noch einmal einen #Braten mit #Thüringer #Klößen im Garten des #Palais am #Prinzenberg. Er hat schon wieder Gäste – und wir sind wieder mittendrin. Dann, Vertreibung aus dem Paradies, auf die #Autobahn Richtung #Würzburg. Aber wir kommen ganz bald wieder, in diese so besondere Stadt im Süden Thüringens.
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