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KWS Lectures: Zeitanomalie – über das Verstummen der Gegenwart

KWS Lectures: Zeitanomalie – über das Verstummen der Gegenwart

#Gütersloh, 24. Juli 2025

Es ist, als habe sich die Welt lautlos verschoben. Nicht durch einen großen Knall, sondern durch millionenfache kleine Erschütterungen, kaum wahrnehmbar, aber tiefgreifend. Menschen verhalten sich anders. Öffentliche Räume wirken entleert, nicht von Körpern, aber von Geist, von Haltung, von gegenseitigem Interesse. Eine kulturelle Kälte hat sich ausgebreitet, wie ein feiner Staub, der sich auf alles legt.

Ereignisse, die einst als soziale Brennpunkte galten, sind heute stille #Kulissen. Ein traditionsreiches Volksfest, lange bekannt für seine entfesselte Energie, liefert dafür ein bezeichnendes Bild. Wo früher der Ausnahmezustand herrschte – Menschen, die lachten, tanzten, schrien, sich begegneten – stehen heute Gruppen in steifen Outfits, mit gesenkten Blicken in ihre #Smartphones. Die #Interaktion ist verschwunden, die Gegenwart nur noch eine Oberfläche. Nichts wirkt lebendig. Alles wirkt inszeniert.

Diese #Entwicklung ist kein #Einzelfall. Der Rückzug der #Gesellschaft aus sich selbst zeigt sich überall: in Bars, auf Straßenfesten, im #Supermarkt, in #Warteschlangen, bei kulturellen Veranstaltungen. Der menschliche Austausch hat seinen natürlichen Rhythmus verloren. Gesten wirken vorsichtig, Worte austauschbar, Begegnungen werden umgangen, als stünde hinter jeder Konversation ein potenzielles Risiko.

Seit den frühen 2020er Jahren scheint sich eine neue Zeitlinie etabliert zu haben – nicht offiziell, aber spürbar. #Vertrauen wurde durch #Misstrauen ersetzt, #Nähe durch #Distanz, #Offenheit durch #Konformität. Die kollektive Erfahrung des #Lockdowns hat mehr hinterlassen als Masken und Regeln: Sie hat Spuren im Sozialen hinterlassen. Viele haben sich an die Isolation gewöhnt – und an die digitale Stellvertretung des Lebens. Theaterautoren fragten jüngst, wann wir alle zu Mobbern geworden seien.

Doch das Digitale ist kein Ersatz. Es ist eine Simulation von Beziehung, eine perfekt kuratierte Oberfläche. Die eigentliche Begegnung, das Ungeplante, das Widersprüchliche, wird aussortiert. Stattdessen dominieren #Selbstinszenierung und #moralische #Überhöhung. #Wokeness, #Besserwisserei, #Wichtigkeitstheater – ein Klima der Unnachgiebigkeit hat sich etabliert. Aus #Differenz ist nicht #Dialog entstanden, sondern Spaltung. Aus Meinungsvielfalt wurde Moralisierung. Kompromisse gelten als Schwäche. Kommunikation wird zur Bühne, nicht zur Brücke.

Und damit ist auch etwas anderes verschwunden: #Respekt. #Anstand. #Großzügigkeit im #Umgang. Stattdessen herrscht eine #Kultur des Mobbings – leise, passiv aggressiv, oft verpackt in ironischem #Zynismus oder wohlfeiler #Empörung. Wann genau sind wir alle zu Mobbern geworden? Zu Richtern, die reflexartig verurteilen, anstatt zuzuhören? Die Unfähigkeit zur Ambivalenz, zur Geduld, zum Verständnis hat sich tief in den sozialen Umgang eingeschrieben. Nicht einmal mehr #Schweigen ist erlaubt – wer sich nicht positioniert, wird ebenfalls verdächtig.

Der Mensch wirkt zunehmend wie ein Algorithmus: schnell im Urteil, binär im Denken, unempfänglich für Grautöne. Dabei war es stets die Unschärfe, die das Menschliche ausmachte – das Nebeneinander von Zweifel und Überzeugung, das Aushalten von Differenz, die Bereitschaft zur zweiten Frage.

All das tritt zurück hinter einer neuen Art der #Kälte. #Technik, #Ideologie und #Isolation greifen ineinander und produzieren eine Gesellschaft, die mehr denn je vernetzt und doch zutiefst vereinzelt ist. Die Nähe verlernt hat und Wärme durch Effizienz ersetzt. Und je mehr Technologie die Kommunikation übernimmt, desto weniger scheint vom Menschlichen übrig zu bleiben. Statt #Empathie: #Protokoll. Statt #Gespräch: #Kommentar. Statt Beziehung: Reaktion und vor allem #Reaktanz.

Das Tragische daran ist nicht der Verlust von #Geselligkeit, sondern der Verlust eines kulturellen Gedächtnisses. Denn Gesellschaft entsteht nicht aus Gleichklang, sondern aus Reibung. Fortschritt braucht Begegnung. Zivilisation entsteht aus Widerspruch – und der Fähigkeit, mit ihm zu leben. Wer aufhört, sich auszutauschen, verlernt zu wachsen.

Doch in all dem liegt auch eine Möglichkeit. Wer heute das Gespräch sucht, handelt nicht naiv, sondern widerständig. Wer zuhört, anstatt zu antworten; wer sich zeigt, ohne sich zu verkaufen; wer Nähe wagt, ohne Strategie – der setzt ein Zeichen. Menschlichkeit beginnt dort, wo Technik aufhört. Und vielleicht ist es genau das, was jetzt gebraucht wird: nicht noch mehr Entwicklung, sondern Rückbesinnung.

Denn wenn diese neue Zeitlinie tatsächlich aus dem Lot geraten ist, dann beginnt ihre Korrektur nicht mit Protest, sondern mit Haltung. Mit einem Schritt aufeinander zu.

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