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Nebelkerzen statt Klarheit: Warum der deutsche Autohandel das wahre Problem ist
#Gütersloh, 8. September 2025
Wenn die deutsche #Autoindustrie in die #Defensive gerät, taucht fast reflexartig ein Argument auf: billige #Energie habe jahrzehntelang den #Erfolg getragen, jetzt falle der Standort zurück. Eine schöne #Erzählung, aber falsch. #Deutschland war nie ein Paradies der #Strompreise und #Benzinpreise. Diese These ist eine Nebelkerze, die den Blick auf das eigentliche Drama verstellt.
Wer »Nieten in Nadelstreifen« von Günter #Ogger gelesen hat, kennt das Muster: Strukturelle Fehler werden verdrängt, Schuld wird externalisiert, Verantwortung verschoben. Heute heißt das: Energiekosten. Doch die eigentliche Bruchstelle liegt woanders – im #Autohandel.
Denn in jeder #Wirtschaft ist das Verkaufen die #Königsdisziplin. Autos bauen können viele, Autos an Menschen bringen ist eine andere #Kunst. Hier liegt die Achillesferse der deutschen Hersteller. Jahrzehntelang lebte man von eng geknüpften Händlernetzen, von Rabattaktionen, von PS Messen und Glanzbroschüren. Doch während #Tesla seine Modelle per #App verkauft und chinesische Anbieter ihre Communitys direkt ansprechen, wirkt der deutsche #Autohandel wie eine #Reliktlandschaft aus den Achtzigern.
Und noch etwas wird gern verdrängt: Features, »Technologie« und all der #Firlefanz sind am Ende gar nicht der Punkt. #Harley #Davidson beweist es seit Jahrzehnten. Dort werden nicht Motoren verkauft, sondern ein Lebensgefühl. Der »Spirit« ist die Ware, die Technik ist – vorsichtig gesagt – traditionell. Trotzdem stehen die Menschen Schlange. Nicht, weil die Motoren objektiv überlegen wären, sondern weil die Marke ein Versprechen liefert, das man kaufen kann.
Die deutschen Hersteller aber haben sich in einen #Technikfetisch verrannt, und diesen dann vermeintlich verpasst. #Touchscreens, #Assistenzsysteme, #Fahrmodi – alles fein, aber kein Ersatz für Begehrlichkeit. Wer nur auf Ingenieursstolz setzt, verkennt das Grundgesetz der Märkte: Verkauft wird nicht das Produkt, verkauft wird die Geschichte dahinter.
Die Händlerhöfe leeren sich, die Margen brechen ein, die digitale Schnittstelle zum Kunden bleibt unbesetzt. Dabei entscheidet sich genau hier die Zukunft: Wer die Kundenschnittstelle verliert, verliert am Ende alles – Marke, Vertrauen, Marktanteile. Dass die Hersteller diesen Aspekt ausblenden, ist kein Betriebsunfall, sondern ein strukturelles Versagen.
Solange über »billige Energie« geredet wird, bleibt das #Kernthema unsichtbar: Deutschland hat nicht zu teuer produziert, Deutschland hat verlernt zu verkaufen.