Für die Suche nach Inhalten geben Sie »Content:« vor den Suchbegriffen ein, für die Suche nach Orten geben Sie »Orte:« oder »Ort:« vor den Suchbegriffen ein. Wenn Sie nichts eingeben, wird in beiden Bereichen gesucht.

 

 

KWS Lectures: das Ende der Stellschrauben – über die Sehnsucht nach einem neuen Ziel

#KWS #Lectures: das Ende der Stellschrauben – über die Sehnsucht nach einem neuen Ziel

  • »Die Menschheit hat aufgehört, sich zu fragen, wohin sie will. Sie fragt nur noch, was sie darf.«

#Gütersloh, 18. Oktober 2025

Wir leben in einer Zeit, in der die Lage nicht nur schwierig ist – sie ist orientierungslos. Die #politische #Klasse reagiert darauf mit immer denselben Gesten: mit »#Stellschrauben«, #Strategiepapieren, »Taskforces«, #Gremien, und der #Illusion, man könne #Komplexität durch #Management ersetzen. Ein bekanntes, historisches Beispiel ist der Vietnamkrieg und die Denkweise vom damaligen US Verteidigungsminister und ehemaligen Ford Manager Robert McNamara. Der Krieg ging verloren.

Aber all das ist längst nicht mehr Steuerung – es ist Simulation von Kontrolle. #Politik gleicht heute einem #Dirigenten, der ein #Orchester ohne #Noten dirigiert. Die #Musiker spielen irgendetwas, jeder nach bestem Wissen, aber niemand weiß mehr, was das Stück war.

Die Wahrheit ist: Politiker – und mit ihnen ganze Gesellschaften – haben viel weniger Einfluss, als sie glauben. Nicht, weil sie dümmer geworden wären, sondern weil die Systeme, die sie bedienen, zu komplex, zu vernetzt, zu träg geworden sind. Das System Menschheit läuft weiter, auch ohne Richtung.

1. Vom Ziel zum Zustand

Früher gab es Ziele. In der Frühzeit: Überleben. Im Stamm: Dienen und dazugehören. Im #Feudalismus: Gehorsam gegenüber dem König. In der #Moderne: #Fortschritt, #Technik, #Nation, #Gott, #Freiheit, #Zukunft.

Heute?

Tausend Zielchen. Mikroziele. Bewegungen, die das Gute wollen, aber das Ganze nicht mehr sehen. #Klimaschutz, #Gendergerechtigkeit, #Antidiskriminierung, #Diversität – das sind ehrenwerte Anliegen, aber keine kollektive Richtung. Sie sind Symptome einer Gesellschaft, die sich das große Ziel abgewöhnt hat. Man kämpft um einzelne Rechte, aber nicht mehr um eine gemeinsame Zukunft.

2. Die Erschöpfung der Fortschrittsidee

Die Moderne hatte einen Motor: den Glauben an Zukunft. Diese Idee ist zerbrochen. Heute wird Zukunft nicht mehr ersehnt, sondern gefürchtet. Wir sprechen von Kipppunkten, Zusammenbrüchen, Endspielen. Die Zukunft hat ihre magnetische Kraft verloren – sie zieht uns nicht mehr an, sie bedrängt uns.

Und so entsteht eine paradoxe Haltung: Wir wollen verändern, aber nichts riskieren. Wir sprechen von Transformation, aber meinen Stabilisierung. Wir rufen nach Wandel, aber suchen Sicherheit.

3. Die emotionale Leere der Politik

Wenn man kein Ziel mehr hat, kann man nur noch Verwaltung betreiben. Und Verwaltung ist kalt. Sie kennt keine Leidenschaft, nur Kennzahlen. Darum gleitet die öffentliche Sprache ins Technische: #Stellschrauben. #Hebel. #Rahmenbedingungen. #Steuerungsimpulse.

Das sind die Worte einer Gesellschaft, die vergessen hat, was sie will. Politik, die nur noch Parameter optimiert, ist nicht mehr politisch – sie ist post politisch. Und die Bürger spüren das. Sie reagieren mit Zynismus oder Rückzug, manche mit Wut. Aber was sie in Wahrheit vermissen, ist Sinn.

4. Der neue Anfang

Wenn das alles stimmt, dann müssen wir nicht an den Stellschrauben drehen, sondern am Fundament. Das Fundament ist die Frage nach dem Ziel. Nicht: Was wollen wir verhindern? Sondern: Was wollen wir möglich machen?

Das »Neue Ziel« – wenn es eines geben soll – wird nicht technokratisch sein. Es wird emotional sein, existentiell, gemeinschaffend. Vielleicht lautet es: Die Wiederverzauberung der Welt. Oder: Das Wiederlernen des Miteinanders. Oder ganz schlicht: Ein gutes Leben – aber für alle.

Das bedeutet: Politik muss wieder Atmosphären gestalten. Nicht nur Rahmenbedingungen, sondern Resonanzen. Sie muss lernen, Menschen zu berühren, nicht nur zu regulieren.

5. Politisch praktisch

Was hieße das konkret? Politik der Resonanz statt der Kontrolle. Nicht alles kann gesteuert werden – aber vieles kann gestimmt werden. Eine Gesellschaft ist kein Motor, sondern ein Instrument.

Zielbildung als kollektiver Prozess. Statt technokratischer Rechenschaft: #Bürger #Dialoge, #kulturelle #Visionen, utopische #Entwürfe, #Kunst, #Bildung. Das Ziel entsteht, wenn viele beginnen, gemeinsam zu träumen. #Emotionale #Infrastruktur. #Vertrauen, #Zugehörigkeit, #Würde – das sind keine weichen Faktoren, sondern die wahren Grundlagen jeder Ordnung.

6. Schluss

Wir sind die erste Generation, die alles kann – und nichts mehr will. Das ist unsere Tragik, aber vielleicht auch unsere Chance. Denn wenn die alten Ziele verschwinden, öffnet sich der Raum für ein neues Denken: nicht mehr um Macht, sondern um Bedeutung. Nicht mehr um Kontrolle, sondern um Beziehung. Nicht mehr um Stellschrauben, sondern um das Ganze. »Vielleicht beginnt Zukunft dort, wo wir aufhören, sie berechnen zu wollen – und anfangen, sie wieder zu fühlen.«

Vom Staunen zum Schimpfen – und zurück

Es gab einmal eine Zeit, da war Zukunft ein Versprechen. Man nannte sie #Fortschritt. Man glaubte an die Kraft der Erfindung, an die Erhabenheit der Technik, an die Schönheit des Möglichen. #Paris 1889: der #Eiffelturm. Ein Turm aus Eisen, der in den Himmel ragte wie ein Gebet der Moderne. Man staunte – wie ist das möglich? – und das Staunen war Liebe zur Welt.

Noch in den Sechzigern, in den USA: die »Jetsons«. Fliegende Autos, Städte im Himmel, Roboter, die das Frühstück servieren. Die Zukunft war glänzend, verspielt, elektrifiziert. Sie versprach nicht nur Komfort, sondern Sinn: Wir können! Also dürfen wir hoffen.

Und heute?

Heute ist Zukunft ein Verdacht. Ein Problem, das gelöst werden muss. Ein Risiko, das minimiert gehört. Ein #CO2 Budget, das uns mahnt, kleiner zu träumen.

An die Stelle der großen Erfindung ist die moralische Korrektur getreten. An die Stelle des Staunens das Schimpfen. An die Stelle des Aufbruchs das schlechte Gewissen.

1. #Moral als Ersatz für Sinn

Wenn Sinn verschwindet, tritt Moral an seine Stelle. Denn der Mensch kann nicht ohne Richtung leben – und wenn keine Vision bleibt, moralisiert er. Er ersetzt das »Wozu?« durch das »Wie darf man?«. Das Ethos der Gegenwart lautet nicht mehr: Erschaffe etwas Großes! Sondern: Mach bloß nichts falsch!

Die neue Tugend ist Fehlervermeidung.

Man rettet das Klima, indem man verzichtet; man rettet die Gesellschaft, indem man kontrolliert; man rettet sich selbst, indem man moralisch unantastbar bleibt. Das ist nicht mehr Ethik – das ist Selbstreinigung. Ein Waschzwang des Gewissens.

Aber eine Gesellschaft, die sich nur noch reinigt, hört auf, etwas zu erschaffen. Sie verliert die schöpferische Freude, die einst ihre Quelle war. Sie wird nervös, überempfindlich, schuldbeladen. Und Schuld ist keine Energiequelle.

2. Die Illusion der #Rückabwicklung

Natürlich kann man alles kritisieren: den #Kapitalismus, die #Technik, die #Moderne, den #Westen, die #Globalisierung. Aber die Vorstellung, man könne die #Zivilisation einfach »zurückdrehen« – das ist eine romantische Illusion. Wohin soll die Rückkehr führen? Zurück in die Scholle? Zurück zur Stammesordnung? Zurück in die Steinzeit?

Nein. Der Weg zurück ist versperrt.

Wir können nicht unlernen, was wir wissen. Wir können nicht ablegen, was wir geworden sind. Wir können nur lernen, uns selbst zu verstehen – als Wesen, die Technik geschaffen haben, weil sie leben wollten. Nicht um die Welt zu zerstören, sondern um sie zu erweitern.

Die Antwort auf die Krise der Moderne kann also nicht Rückabwicklung heißen, sondern Reintegration. Nicht: weniger Technik. Sondern: mehr Bewusstsein für ihre Schönheit und ihre Verantwortung.

3. Die Versöhnung von Können und Sinn

Vielleicht ist das die Aufgabe der kommenden Epoche: Die Versöhnung von Können und Sinn. Wir haben gelernt, alles zu berechnen – nun müssen wir wieder lernen, zu bedeuten. Wir haben gelernt, Systeme zu bauen – nun müssen wir lernen, sie zu beleben.

Das Staunen ist der Beginn jeder Zivilisation. Nicht das Schimpfen. Staunen heißt: Ich will verstehen. Schimpfen heißt: Ich will recht behalten.

Vielleicht braucht die Welt heute weniger Aktivisten und mehr Staunende. Menschen, die nicht sofort urteilen, sondern erst einmal wieder sehen, was möglich ist. Denn das Staunen ist kein Eskapismus – es ist die Voraussetzung von Hoffnung.

Die Zukunft wird nicht dadurch gerettet, dass wir uns bestrafen, sondern dass wir uns wieder erlauben, sie zu lieben.

Content bei Gütsel Online …

 
Gütsel
Termine und Events

Veranstaltungen
nicht nur in Gütersloh und Umgebung

November 2025
So Mo Di Mi Do Fr Sa
1
2345678
9101112131415
16171819202122
23242526272829
30
Dezember 2025
So Mo Di Mi Do Fr Sa
123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
28293031
Februar 2026
So Mo Di Mi Do Fr Sa
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
September 2026
So Mo Di Mi Do Fr Sa
12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
27282930
November 2026
So Mo Di Mi Do Fr Sa
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930
Dezember 2026
So Mo Di Mi Do Fr Sa
12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
2728293031
Februar 2027
So Mo Di Mi Do Fr Sa
123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
28
Mai 2027
So Mo Di Mi Do Fr Sa
1
2345678
9101112131415
16171819202122
23242526272829
3031
Juni 2027
So Mo Di Mi Do Fr Sa
12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
27282930
September 2027
So Mo Di Mi Do Fr Sa
1234
567891011
12131415161718
19202122232425
2627282930
Dezember 2030
So Mo Di Mi Do Fr Sa
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
293031
November 2042
So Mo Di Mi Do Fr Sa
1
2345678
9101112131415
16171819202122
23242526272829
30