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KWS Lectures: Die erfundene Wirklichkeit – wie Medien Realitäten schaffen und Kunst sich der Wahrheit nähert

KWS Lectures: Die erfundene Wirklichkeit – wie Medien Realitäten schaffen und Kunst sich der Wahrheit nähert

#Gütersloh, 28. Oktober 2025

Einleitung – die Welt, wie sie nicht ist

Wir leben in einer Welt, die wir kaum je unmittelbar erleben. Das meiste, was wir über sie wissen, wissen wir aus den Medien. Und alles, was dort nicht vorkommt, ist – in der medialen Welt – schlicht nicht existent.

Die Medien #schaffen #Realitäten. Nicht eine einzige, sondern viele – jede nach ihrer eigenen Logik. Das #Fernsehen erschafft eine Realität. Die #Zeitung erschafft eine andere. Und die Social Media wiederum eine ganz andere – flüchtig, emotional, algorithmisch gesteuert.

Aber keine dieser Realitäten ist die Welt selbst. Sie sind #Ausschnitte, #Spiegelungen, #Modelle – nie die Wirklichkeit an sich. Und das Entscheidende ist: Das ist unvermeidlich. Jedes Medium muss auswählen, strukturieren, reduzieren – sonst wäre Kommunikation unmöglich.

Das ist also kein Fehler, sondern eine Bedingung. Nur: Man muss es wissen. Man muss damit umgehen können.

Die Unausweichlichkeit der Selektion

Nehmen wir eine Zeitung. Man kann in einer Zeitung unmöglich alles bringen, was geschieht. Das meiste weiß man ohnehin nicht – und selbst das, was man weiß, passt nicht hinein. Also wird gewählt, sortiert, priorisiert. Eine Zeitung ist immer kuratiert.

Kuratiert wird dabei nicht nur von Menschen, sondern auch von Systemen: von redaktionellen Routinen, von ökonomischen Zwängen, von kulturellen Wertungen und von technischen Grenzen – Spaltenbreite, Seitenlänge, Algorithmus.

So entsteht eine Welt, die logisch wirkt, aber eben nur innerhalb ihres Mediums. Was außerhalb liegt, fällt aus der Wirklichkeit heraus – zumindest aus der medialen.

Und das gilt für alle Medien: Das Fernsehen folgt der Logik des Dramatischen. #Social #Media folgen der Logik der Emotion. Das #Buch folgt der Logik des Arguments. Die #Fotografie folgt der Logik des Augenblicks und der Ästhetik.

Jedes Medium erschafft eine Welt nach seinen eigenen Gesetzen. Deshalb darf man sich nie auf eines allein verlassen. Wer nur einem Medium vertraut, lebt in einer Wirklichkeit, die nur dieses Medium kennt. Erst im Nebeneinander vieler Perspektiven entsteht etwas, das sich der Wahrheit annähert.

Historischer Exkurs – der Beginn der entkoppelten Information

Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt, wann das alles begann. Mit der Erfindung des Morsens – also der ersten echten Telekommunikation – wurde die Information zum 1. Mal in der #Geschichte von der lokalen Realität der Menschen entkoppelt. Vorher war jede #Nachricht an einen Ort gebunden, an eine Erfahrung, an ein Ereignis, das für die Beteiligten Bedeutung hatte.

Dann kam der #Telegraph. Plötzlich konnten Nachrichten in Sekundenschnelle weite Distanzen überwinden. Das erste transatlantische Kabel wurde 1858 in Betrieb genommen. Und die erste übermittelte Nachricht aus England lautete: »Die Kronprinzessin hat Keuchhusten.«

Eine Nachricht – bemerkenswert nur, weil sie die erste war – aber zugleich völlig bedeutungslos für die Menschen in den USA. Neil #Postman schrieb darüber: »Das war der Moment, in dem Information aufhörte, Handlungsrelevanz zu haben.«

Zum 1. Mal zirkulierte Information um ihrer selbst willen. Nicht, um das Leben zu ordnen oder zu verändern, sondern einfach, weil sie übermittelt werden konnte.

Und damit begann die große #Dekontextualisierung unserer #Wahrnehmung. Seitdem werden Informationen ständig aus ihrem Zusammenhang gerissen, ihrer Lebenswelt entkleidet, zu etwas, das man weiß, aber nicht erlebt.

Man könnte es mit einem kleinen Gleichnis beschreiben …

Jemand tritt auf Sie zu und ruft: »Hören Sie! Das ist die Soundso Blume! Sie wächst in den Alpen!« Und Sie antworten: »Aha. Warum erzählen Sie mir das?« Darauf er zeigt ein #Foto: »Hier – schauen Sie!« Und plötzlich sagen Sie: »Ah! Wie schön!«

Das ist die Macht – und das Paradox – des Mediums: Das Bild sagt nicht mehr als tausend Worte. Es sagt etwas ganz anderes. Es ersetzt Erfahrung durch Anschauung – und macht die Welt gleichzeitig näher und ferner.

Die #Hyperrealität

Wenn wir all diese medialen Welten zusammendenken, entsteht eine merkwürdige Schichtung: Eine Gesamtrealität aus Teilrealitäten – eine Wirklichkeit 2. Ordnung.  Man könnte sagen: Die Medien sind nicht außerhalb der Welt, sie sind selbst Teil von ihr. Sie sind Organe der Wahrnehmung der Gesellschaft – aber Organe, die zugleich die Wahrnehmung formen, die sie ermöglichen.

So leben wir heute in dem, was Jean #Baudrillard eine Hyperrealität genannt hat: eine Welt, in der das Abbild das Original verdrängt hat. Ereignisse scheinen erst dann »wirklich«, wenn sie dokumentiert, gefilmt oder geteilt wurden. Das Zeichen ersetzt das Sein, die Darstellung wird zum Ereignis selbst.

Die Ausnahme der #Kunst

Und hier unterscheidet sich die Kunst. Die Kunst weiß, dass sie nicht die Realität ist – und genau das macht sie wahrhaftig. Während die Medien Realitäten erschaffen, versucht die Kunst, sich der Realität anzunähern. Nicht durch Kopie, sondern durch Erkenntnis. Nicht durch Abbild, sondern durch Ausdruck.

Ein impressionistisches Gemälde zeigt nicht die Welt, sondern das Sehen der Welt. Und in dieser Subjektivität liegt eine tiefere Wahrheit – eine, die weiß, dass sie partiell ist.

Die Kunst bekennt sich zur Begrenzung – und wird dadurch frei. Die Medien leugnen ihre Begrenzung – und verstricken sich in ihr.

Bewusstsein als Ausweg

Was also tun? Man kann der medialen Wirklichkeit nicht entkommen. Aber man kann lernen, bewusst mit ihr zu leben. Das heißt: Nicht einem Medium glauben, sondern vielen zuhören. Nicht einer Realität vertrauen, sondern die Unterschiede zwischen ihnen wahrnehmen. Nicht blind konsumieren, sondern verstehen, wie etwas gemacht ist – und warum.

Ein wacher Umgang mit Medien bedeutet nicht Ablehnung, sondern Aufmerksamkeit. Denn erst, wenn wir wissen, dass wir in medialen Realitäten leben, können wir beginnen, sie zu durchdringen – und sie vielleicht sogar kreativ zu nutzen.

Schluss – die Rückkehr zur Wirklichkeit

Am Ende führt dieser Gedanke nicht in den Zynismus, sondern in die Mündigkeit. Die Medien schaffen Realitäten – ja. Aber sie sind selbst Teil der großen, umfassenden Realität, die wir alle miteinander teilen und gestalten. Und vielleicht ist genau das der Ort, an dem sich #Kunst, #Wissenschaft und #Spiritualität begegnen: im Bewusstsein dessen, dass unsere Wahrnehmung nie vollständig ist, aber dass wir uns ihr nähern können – Schicht um Schicht, Medium um Medium, Blick um Blick.

Oder, um es mit Philip K. #Dick zu sagen: »Das Reale ist das, was bleibt, wenn man aufhört, daran zu glauben.« Die Kunst sucht genau das – und vielleicht sollten wir das auch tun.

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