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#KWS #Lectures: Über die #Ungleichheit – oder: Wenn #Statistik #Moral spielt
#Gütersloh, 29. Oktober 2025
Die Empörung über die Zahlen
Seit langer Zeit ist die Rede von der »ungerechten Vermögensverteilung«. Man hört: »Die reichsten 10 Prozent besitzen so viel wie alle anderen zusammen!« Das klingt skandalös – und es soll auch so klingen. Doch schon der Ton verrät, dass hier nicht mehr beschrieben, sondern bewertet wird.
Deskriptiv ist nicht normativ
Eine #Ungleichheit ist zunächst kein moralischer Befund, sondern eine statistische Tatsache. Dass etwas ungleich verteilt ist, sagt nichts darüber, ob es #gerecht ist. Ebenso wenig wie die Aussage »manche sind größer als andere« bedeutet, dass wir die Kleinen moralisch bevorzugen oder benachteiligen sollten.
Um zu verstehen, was diese Zahlen bedeuten, müsste man: #Median und #Durchschnitt vergleichen, das #Vermögen ins #Verhältnis zum #Gesamtwohlstand setzen, und prüfen, wie die Menschen tatsächlich leben.
Denn wenn jemand kein Vermögen, aber ein gutes Leben hat, ist das keine »Ungerechtigkeit«, sondern schlicht eine andere ökonomische Lebenslage.
#Einkommen ist lebenspraktisch relevanter
Zudem sagt eine Vermögensstatistik noch nichts darüber aus, wie gut oder schlecht jemand leben kann. Lebenspraktisch ist nämlich das Einkommen entscheidend – also das, was jeden Monat tatsächlich zur Verfügung steht. Vermögen kann riesig sein und trotzdem völlig irrelevant, wenn es etwa in Immobilien steckt, die man gar nicht verkaufen will oder kann.
Ein #Handwerker mit stabilem Einkommen und sicherer #Altersvorsorge lebt oft besser als jemand mit Millionen auf dem #Papier, aber ohne regelmäßigen Zufluss. Die Fixierung auf »Vermögen« verführt dazu, das Leben mit der Bilanz zu verwechseln. Doch Gerechtigkeit spielt sich nicht in Tabellen ab, sondern im Alltag.
Die moralische Überblendung
Viele verwechseln #Statistik mit #Ethik. Sie sehen eine #Differenz und rufen »#Unrecht!«. Doch #Gerechtigkeit ist kein mathematisches Verhältnis, sondern ein philosophisches Kriterium.
Was ist gerecht? Gleichheit der Chancen? Gleichheit der Ergebnisse? Oder die #Freiheit, verschieden zu sein?
Ohne ein solches Prinzip bleibt das Urteil »ungerecht« bloß eine emotionale Reaktion auf eine Zahl.
Über den Willen zum Weniger
Hinzu kommt: Nicht jeder will viel verdienen. Es gibt Menschen, die sind mit wenig zufrieden – und andere, die mit viel unzufrieden bleiben. Manche suchen Muße statt Macht, Sinn statt Besitz, Ruhe statt Reichtum. Auch das gehört zur Wahrheit: Wenn jemand freiwillig auf Überfluss verzichtet, ist er nicht #Opfer einer #Ungerechtigkeit, sondern Ausdruck menschlicher Vielfalt.
Und ebenso gibt es »Arme«, die ihre Armut gar nicht als ungerecht empfinden – und »Reiche«, die ihren Reichtum sehr wohl als ungerecht empfinden. Das zeigt: Gerechtigkeit ist kein Zustand, sondern ein #Gefühl – und #Gefühle kann man nicht messen, schon gar nicht mit Vermögensstatistiken.
Daraus moralische Implikationen abzuleiten – also zu sagen, »weil der eine mehr hat, ist der andere Opfer« – ist ein #Fehlschluss. Ein #logischer und ein #anthropologischer zugleich.
Denn Menschen sind verschieden – in ihren Fähigkeiten, in ihrem Fleiß, aber auch in ihren Wünschen.
Ein Gedankenexperiment
Nehmen wir an: 99 Prozent aller Menschen wären Millionäre. Und das 1 Prozent darüber hinaus Trilliardäre. Die Ungleichheit wäre gigantisch. Aber niemand wäre arm, niemand müsste hungern, niemand wäre ausgeschlossen.
Wo also wäre das Problem? Das Beispiel zeigt: Ungleichheit an sich ist moralisch leer. Erst wenn sie mit Mangel, Not oder Machtmissbrauch einhergeht, bekommt sie ethische Relevanz.
Eine andere #Lesart: #Ungleichheit als #Motor
Man könnte sogar umgekehrt argumentieren: Je ungleicher die Vermögen verteilt sind, desto dynamischer ist eine #Wirtschaft – und unter Umständen sogar gerechter und freier. Denn #Ungleichheit erzeugt #Bewegung und #Dynamik. Sie zeigt, dass Menschen Verschiedenes wollen, können, riskieren. Dass #Erfolg möglich ist, aber nicht garantiert.
Eine #Gesellschaft, in der jeder dasselbe besitzt, ist verdächtig. Sie wäre statisch, kontrolliert, wahrscheinlich autoritär. Denn wirkliche #Gleichheit lässt sich nur #erzwingen – und wo sie #erzwungen wird, verschwindet die #Freiheit.
Gleichheit kann gerecht wirken, aber eine Gesellschaft der Unterschiede ist oft gerechter, weil sie lebendiger ist.
Die Verwechslung der Ebenen
In der #Debatte über #Reichtum und #Armut liegt ein logischer Kurzschluss: Aus einer deskriptiven Statistik wird ein moralisches Urteil abgeleitet. Doch das eine folgt nicht aus dem anderen. Wer von Gerechtigkeit sprechen will, muss sagen, welche Gerechtigkeit gemeint ist – und warum eine bestimmte Ungleichheit diesem Prinzip widerspricht.
Bis dahin bleibt »die ungleiche Verteilung« ein Fakt, aber keine Anklage.
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